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Herzlichen Glückwunsch an
Benjamin Bläsi
zum
2. Platz
der Ausschreibung
Des Sommers dunkle Seite,
mit dem Gedicht
Violetter Wind
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Ethanol siedet in meinen kraftlosen Adern
kribbelt in der Haut unter meinen Augen
Nun schnell, ehe der Sommer ganz in unseren Händen einschläft! Benjamin Bläsi – Jahrgang 1989 – studiert BWL und wohnt im Kanton Freiburg in der Schweiz. Sein Gedicht „Violetter Wind“ lädt Sie noch einmal auf eine letzte Sommerreise: Lassen Sie Ihre Augen über Verse einer geradezu hypnotischen Umgebung gleiten, lassen Sie sich treiben vom Geruch des Apérogebäcks hinan an Glaswogen eines sprudelnden Baches und hinein in das „gespenstische Summen des Äthers“. Diese Reise ist betörend und mystisch – bis an ihr Ende.
∞
Violetter Wind
Mit dem Abend kommt der süssliche Wein:
Lavenderwind und eine milchig orange Sonne
verhüllen eine endlos steinerne Terrasse;
Hitze lastet bleiern auf fläzenden Körpern
und stürzt von schroffen Efeu-Pergolas;
zwischen Apérogebäck bricht ihr Lachen hervor
melodisch wie eine Perlenkette, die reisst;
Nachtschatten klettern die Hauswände hoch
tauchen den Abend in lindernde Dunkelheit;
ihre Wangen schimmern im Licht des Halbmonds
als würden mich ihre Mundwinkel verspotten;
sie zieht mich in den wuchernden Garten hinaus
schlank weisse Finger umklammern meine Hand;
bald kommen wir zu einem sprudelnden Bach
samtenes Moos säumt seine gläsernen Wogen;
ihre Lippen murmeln süsse Nichtigkeiten
ich antworte mit schieferartigem Schweigen;
nun weit weg von den Lichtern der Stadt
blicken wir ins Herz der Milchstrasse;
Ethanol siedet in meinen kraftlosen Adern
kribbelt in der Haut unter meinen Augen;
Schweisstropfen rinnen von ihrer Stirn
mäandrieren über erhitzte Hautlandschaften;
ich höre das gespenstische Summen des Äthers
im Takt mit ihren stürmisch atmenden Lungen;
ich sehe Gestalten dicht unter dem Firmament
semitransparent treiben sie im Sternenglanz;
ich spüre ihre Finger zwischen meinen Rippen
bedächtig zerpflücken sie mein junges Herz;
ich schliesse die Augen und die Welt erlischt
öffne sie wieder und ihr Lächeln verblasst;
Regen bricht eisig aus einst weissen Wolken
hüllt ihren zarten Körper in graue Schlieren;
silbern lachend tritt sie einen Schritt zurück
verschwindet im gewittrig anbrechenden Tag;
Sekunden später finde ich mich anderswo wieder:
Stehe nass und alleine vor meiner Haustüre.
∞
PS: Benjamin Bläsi wird bald Gast im lyrischen Mittwoch sein, freuen Sie sich bitte gemeinsam mit mir auf noch mehr Poesie von diesem vielversprechenden Dichter!
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